Varroaresistenz, die Messwerte meiner Zuchtvölker für das Zuchtjahr 2020

Das Bienenjahr 2018


In diesem Zuchtjahr habe ich über 100 Ableger gebildet. Die Zuchtvölker stammten von 2 Linien, diese haben alle einen Varroaresistenzindex VRI* von höchstens 25 Punkten.

*Der VRI ist die Verhältniszahl vom täglichen Milbenabfall vor der Entmilbung zur tatsächlichen Entmilbungszahl nach der Entmilbung. Je niedriger der VRI Index, umso besser ist die Varroaresistenz. Mehr dazu am Ende des Artikels.

Diese Völker wurden das letzte Mal am 12.September 2018 mit Ameisensäure entmilbt und auf 2 Einheiten (Freudenstein Maß) eingewintert. 10 Monate lang, vom 12. September 2018 bis Ende Juli 2019, wurde keine Entmilbung durchgeführt und auch keine Drohnenbrut entnommen.


Die Selektion dieser Völker im Bienenjahr 2019

Im Rahmen der Selektion schieden folgende Völker aus:

  ✓ Völker mit verspäteter Honigraumfreigabe
  ✓ Völker, die unruhig waren oder fast aggressiv
  ✓ Völker, die geschwärmt haben
  ✓ Völker, welche im Honigertrag nur den Standdurchschnitt erreichten
  ✓ Völker, welche Ende Juli geringfügig schwächer wurden
  ✓ Völker, welche bei der VRI Prüfung einen Index von über 32 Punkten erreichten.

In der letzten Juliwoche 2019 habe ich die Varroaindexprüfung mit ca. 50 Völkern durchgeführt. Dazu wurden diese Selektionsvölker von den Außenständen auf den Heimstand gebracht, da hier die täglichen Milbenzählungen zeitmäßig einfacher durchzuführen waren. 10 Selektionsvölker kamen in die engere Wahl.


Die Varroaresistenzprüfung Ende Juli 2019 - Die Ergebnisse:


Tabelle 1: Messwerte Ende Juli 2019

Die Bewertung der Messwerte

Der Ø VRI Index aller Völker dieser Gruppe beträgt Ø 23,8 Punkte. Im Vergleich dazu hatte die Völkergruppe von Ø 2017, einen Ø VRI von 30,50 Punkten. Je niedriger der VRI Index, umso besser ist die Varroaresistenz. Diese verbesserte Resistenz um 6,7 Punkte (23,8 in 2019 gegenüber 30,50 in 2017) wirkt sich auf die Varroaentmilbungszahl aus. Im Vergleich zur Gruppen von 2017 sank die Entmilbungszahl von Ø 1187 Milben auf Ø 719,2 Milben. Auch der tägliche Milbenabfall vor der Entmilbung hat von Ø 41,6 Milben auf Ø 29,50 Milben abgenommen.

Die weitere Selektion

Diese 10 Selektionsvölker möchte ich aber weiter selektieren auf 5 Völker. Auf der Tabelle habe ich bereits die 5 Völker mit den besten Indexwerten von 1-5 gereiht. Diese Völker sind nächstes Jahr (2020) meine Zuchtvölker. Diese 5 Völker unterziehe ich einer Ø Berechnung. Das Ergebnis des Ø Messwertes der Zuchtvölker beträgt:

  ✓  Ø VRI Index: 20,50 Punkte
  ✓  Ø Entmilbungsabfall nach 10 Monaten: 516 Milben
  ✓  Ø täglicher Milbenabfall vor der Entmilbung 25,4 Milben

Bewertung der Messwerte der 5 Zuchtvölker

Der VRI im Vergleich zur gesamten Gruppe von 2019 hat sich von Ø 23,80 Punkten auf Ø 20,50 Punkte verbessert. Dieser verbesserte Index zeigt seine Wirkung. Die Entmilbungszahl hat sich von Ø 719,2 Milben auf Ø 516 Milben verringert. Auch der Ø tägliche Milbenabfall vor der Entmilbung hat sich von Ø 29,5 Milben pro Tag auf 25,4 Milben verringert.

Der VARROAINDEX ist die Verhältniszahl vom täglichen Milbenabfall vor der Entmilbung zur tatsächlichen Entmilbungszahl nach der Entmilbung. Mit dieser Indexzahl kann ich selbst eine geringe Verbesserung der Varroaresistenz feststellen. Der Vergleich mit der Gruppe der Selektionsvölker von 2017 zeigt einen sehr großen Züchtungsfortschritt der Nachzucht auf. In diesem Jahr, also 2019, habe ich etwa die gleiche Anzahl Ableger gebildet wie 2018. Diese werden wie besprochen 2020 selektiert.

Getötete Varroamilben von den Bienen meiner Züchtung:

Foto: Varroamilben mit abgebissenen Beinen



Foto: Beide Beine der Milbe sind abgetrennt. In kurzer Zeit tritt der Tod der Milbe ein.

Die Analyse meines neuen Messwertes Varroaresistenzindex

Der tägliche Milbenabfall vor der Entmilbung besteht aus Milben, welche an Altersschwäche starben und jenen Milben, welche von den Bienen getötet wurden. Erkennbar ist das an Verletzungen der Milben, meistens sind es abgetrennte Beine. Das Verhältnis dieser beiden Komponenten ist mein Messwert Varroakillerfaktor. Beträgt der VKF 95% oder mehr, bedeutet dies, dass die meisten Milben im täglichen Milbenabfall vor der Entmilbung von den Bienen getötet wurden. Das wiederum trägt zu einer gehemmten Varroavermehrung im 10 Monate dauernden Beobachtungszeitraum bei. Diese Resistenzeigenschaft wirkt ganzjährig, also auch im Winter, wenn keine Brut vorhanden ist. Die anderen bekannten Resistenzfaktoren wirken nur bei vorhandener Brut. z.B.: Das Öffnen befallener Brutzellen, oder die Infertilität mancher Varroen, diese Faktoren habe ich bereits bei meinen ersten Selektionsvölkern im Jahre 1990 festgestellt und in meinen beiden Büchern „Imkern heute“ (1990) und im Buch „VARROARESISTENT“ beschrieben und mit Fotos dokumentiert. Ein weiterer wichtiger Resistenzfaktor ist die geringe Attraktivität der Brut zur Vermehrung für die Milben. Erkennbar ist diese Eigenschaft bei der Entmilbung, die meisten Milben fallen bereits in den ersten Tagen ab. Alle Resistenzfaktoren zusammen bewirken eine gehemmte Varroavermehrung im Beobachtungszeitraum von 10 Monaten. Aber wiederum eine niedrige Entmilbungszahl sagt nicht unbedingt eine gute Varroaresistenz voraus, eine niedrige Entmilbungszahl entsteht auch, wenn das Volk geschwärmt hat oder eine optimale Entmilbung durchgeführt wurde.

Zusammenfassung:

Die tatsächliche Entmilbungszahl dividiert durch den Ø täglichen Milbenabfall vor der Entmilbung ergibt den Messwert Varroaresistenzindex (VRI). Je höher die Varroaresistenz eines Volkes, umso niedriger der VR Index. Zum Beispiel meine 5 Zuchtvölker weisen wie aufgezeigt einen durchschnittlichen VRI von 20,45 Punkten nach, daß bedeutet eine sehr gute Varroaresistenz. Ein Bienenvolk mit einem VRI Messwert von 100 oder mehr hat gar keine natürliche Varroaabwehr. Der große Vorteil dieser Resistenzberechnung besteht auch darin, dass die Prüfvölker keiner unnötigen Belastung durch die Varroamilben ausgesetzt sind.